top of page

Rückblick "Wie gefährlich sind Desinformationen für den Bestand unserer Demokratie?"

  • Redaktion
  • 30. Juli
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Juli


Am 22. Juli 2025 hatte der Verein care4democracy eingeladen zu einer Veranstaltung mit dem Demokratieforscher Prof. Stephan Lewandowsky (Universität Bristol, Universität Potsdam), der seine Forschungsergebnisse zum Thema „Wie gefährlich sind Desinformationen für den Bestand unserer Demokratie?“ aufzeigte und sich anschließend in einer Gesprächsrunde weiteren Fragen stellte.

ree

In Bezug auf die am 19. Juni 2025 erschienene Publikation mehrerer internationaler Autoren mit dem Titel „The Anti-Autocracy Handbook“ hatte er die wissenschaftliche Leitung inne. Der „Demokratische Salonabend“, der von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt gefördert wurde, war zudem verknüpft mit der Feier des einjährigen Bestehens des Vereins. Eingeladen waren (politische) Akteure, interessierte Mitglieder der Zivilgesellschaft und ehrenamtlich Engagierte, um sich über die Gefahren für die Demokratie durch Falschinformationen zu informieren. In seinem Vortrag ging der Referent zunächst auf den Rückgang der Demokratie und die rasante Zunahme autoritärer Staatssysteme ein. So zeige das World Economic Forum in seinem Report 2025 als höchstes Risiko in den kommenden 2 Jahren den Einfluss von „misinformation and disinformation“. Zwei Bausteine seien bei Fehlinformationen von Bedeutung. Beim Wahrheitswert einer Information gebe es zwischen den Polen für „eindeutig wahr“ und „eindeutig falsch“ eine Grauzone, die durch fehlende empirische Erklärbarkeit begründet sei und entsprechend „bespielt“ werde. Das Bekenntnis zum Realismus als weiterer Faktor sei gekennzeichnet von einem starken Realismus, dem ein starker „Konstruktivismus“ entgegenstehe. Letzterer erzeuge etwas Imaginäres um die Wirklichkeit und diene zur Gestaltung von Falschaussagen. Eine massive Zunahme von Falschaussagen sei seit 2016 festzustellen, sagte Lewandowsky. Mit dem Ziel, „Schock und Chaos“ zu verursachen, hätte sich eine neue sprachliche Form (Newspeak) entwickelt, bei der Lügenanteile mit wahrheitsgetreuen Inhalten vermischt werden. Diese Methode wurde bereits im Science-Fiction Roman „1984“ von George Orwell beschrieben und diese Technik werde laut Lewandowsky nun von Donald Trump erfolgreich angewandt. Er belegte dies mit entsprechenden Beispielen.  Als erfolgreiche neue Form der Sprache erweisen sich auch Fantasiebezeichnungen, die oftmals mit einem euphemistisch geprägten Begriff einhergehen, um unangenehme Tatsachen zu verschleiern. (Beispiel: Statt „Krieg“ wird von einer „militärischen Spezialoperation“ gesprochen.) Als Wissenschaftler bereite ihm Sorge, dass entsprechende Studien ergeben haben, dass das permanente Einprasseln von Lügen auf Menschen zwei wesentliche Folgen hat: Erstens glauben sie grundsätzlich nicht mehr, dass irgendetwas wahr ist. Zweitens zeige sich, dass Menschen, die nichts glauben, alles glauben werden. Der Referent konkretisierte die letzte Feststellung mit einem Zitat von Hannah Arendt. Der Kognitionsforscher erläuterte, dass das permanente Wiederholen von Lügen bzw. Unwahrheiten in unserem Gehirn dafür sorgt, dass diese schließlich als glaubhaft wahrgenommen werden und damit dauerhaft abgespeichert werden. Diesen Effekt beschrieb er am Beispiel der „gestohlenen Wahl“. Gemeint ist damit die Niederlage von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl 2020. Er unterstellte, Joe Biden habe unrechtmäßig gewonnen. Trump führte bisher 42 Klagen – ohne Erfolg, da keine Beweise erbracht wurden. Erfolgreich seien Lügen und Halbwahrheiten insbesondere dann, wenn sie mit einem echten Körnchen Wahrheit versehen seien. So sei aus philosophischer Sicht das Verständnis von Wahrheit eine Verknüpfung aus etwas Beweisbarem und einer Ebene, die die Gefühle, Intuition und Aufrichtigkeit beinhalten würde. Populisten seien diejenigen, die versuchen würden, ihren Aussagen den Anstrich von Authentizität und Aufrichtigkeit zu geben und damit den gesunden Menschenverstand aushebeln würden. Die Suggestion einer Wahrhaftigkeit sei das Prinzip, wird als „Belief-Speaking“ bezeichnet und findet Verwendung und Zuspruch unter den Politikern und Anhängern der Republikanischen Partei in Amerika. Im Gegensatz zum „Fact-Speaking“, das bis ca. 2016 die politische Auseinandersetzung dominierte, werde nun überwiegend von den populistischen Rechtsaußen-Parteien das „Belief-Speaking“ verwendet und stelle somit das Einfallstor für Fehlinformationen dar.


Comentários


bottom of page