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Die richtige Rede zur richtigen Zeit?

  • Redaktion
  • 21. Okt. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Anne Applebaum


Die amerikanisch-polnische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum ist die aktuelle Preisträgerin des renommierten Friedenpreises des Deutschen Buchhandels, der am 20. Oktober 2024  zum 75. Male verliehen worden ist. Geehrt werden Persönlichkeiten, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben.

Eingeleitet hatte die Veranstaltung der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef. Schon er machte in seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche die besondere Aktualität der diesjährigen Würdigung deutlich: „Es ist nicht mutig, sich in der Demokratie mit Autokraten gemein zu machen. Doch es erfordert Mut, in einer Autokratie seine Stimme zu erheben für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie.“

In einer Zeit, in der gerade in Deutschland die Zustimmung zum westlichen Ukrainekurs ins Wanken zu kommen droht, sollten hier die Bürger die richtige Lehre aus der eigenen Vergangenheit ziehen: „Die Verleihung des Friedenspreises ist vielleicht ein guter Moment, um darauf hinzuweisen, dass der Ruf nach Frieden nicht immer ein moralisches Argument ist.“ Weiterhin widersprach Anne Applebaum der Auffassung, dass Deutsche nie wieder Krieg führen dürfen, „sondern dass sie eine besondere Verantwortung dafür haben, sich für die Freiheit einzusetzen und dabei auch Risiken einzugehen“.

„Wer Pazifismus fordert und nicht nur Gebiete an Russland abtreten will, sondern auch Menschen, Prinzipien und Ideale, der hat rein gar nichts aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts gelernt,“ sagte Applebaum. Und weiter: „Schon früher bedrohten aggressive Diktaturen die freiheitlichen Gesellschaften Europas. Schon früher haben wir gegen sie gekämpft. Und diesmal ist Deutschland eine der freiheitlichen Gesellschaften und kann den Kampf mit anführen.“

Und man kann durchaus fragen, ob nicht auch gerade die deutsche Wirtschaftspolitik, mindestens in den letzten zehn Jahren vor Ausbruch des Ukrainekriegs, nicht mit dazu beigetragen hat, dass der Krieg überhaupt ausgebrochen ist.

Man mag all das noch besser verstehen mit dem Zitat aus der Laudatio, die von Irina Scherbakowa gehalten wurde. Sie ist Mitbegründerin der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten, aber mittlerweile in Russland verbotenen Organisation Memorial:

„Somit unterscheidet sich der Putinismus von anderen ideologischen und kulturellen Phänomenen durch das völlige Fehlen eines zukunftsorientierten Vektors. Es ist ein Kampf um die Vergangenheit – gegen die Zukunft.“

Ein Sonntag in Frankfurt, der alle bei uns – egal auf welcher Seite sie im Ukrainekrieg stehen – zum Nachdenken anregen sollte. Lassen wir unsere Zukunft nicht von denen dominieren, die von der Rückkehr in untergegangene (Sowjet-)Reiche träumen!

 

Wer die gehaltenen Reden noch einmal selbst nachvollziehen möchte, kann das auf der Homepage zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels:

 
 
 

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